Libanon: Tag 3 nach dem Al-Hassan-Attentat
Die libanesische Armee hat heute in Beirut einen Mann erschossen, der gemeinsam mit seinem Bruder das Feuer auf eine Militärpatroullie eröffnete. Die beiden Angreifer seien nach offiziellen Angaben Palästinenser. Der Zwischenfall ereignete sich in Qasqas im Süden der Stadt. Das berichtet der Daily Star.
Der überlebende Bruder soll mit ernsten Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden sein. In der Gegend Beiruts hatte das Militär gegen 10 Uhr morgens begonnen, Razzien durchzuführen. In der Nacht wurden bei gewalttätigen Zusammenstößen in diesem Teil der Stadt (Tariq Al Dschideh) sechs Menschen verletzt. Unter den Verletzten war ein Syrer und ein Palästinenser. Auf den Straßen lieferten sich nach der Beerdigung von Brigadegeneral Wissam Al Hassan die überwiegend sunnitischen Einwohner von Tariq Al Dschadid Gefechte mit den Einwohnern von Barbour, einer überwiegend schiitischen Gegend, die von der Hisbollah und Amal kontrolliert wird. Dabei kamen Maschinengewehre und Panzerfäuste zum Einsatz. Gegen 2 Uhr morgens schaffte es die libanesische Armee, die Gefechte zu beenden. In Qasqas und Tariq Al Dschideh fuhren Militärfahrzeuge mit Lautsprechern herum und forderten Bewaffnete auf, die Straßen zu verlassen. Im Anschluss räumten die Soldaten die errichteten Barrikaden.
Obwohl das Bildungsministerium den heutigen Montag zunächst zum normalen Schultag erklärt hatte, hieß es dann Schulen in den kritischen Gebieten sollten selbst entscheiden, ob sie ihre Türen öffnen wollten. Dennoch ließen offenbar viele Eltern in West Beirut ihre Kinder zu Hause.
Aus Tariq Al Dschideh und die angrenzenden sunnitisch geprägten Gegenden wurden auch heute Spannungen gemeldet: Corniche Mazraa, Wata Mosseitbeh, Cola, die Gegend um das Camille Chamoun Sports Stadium. Die Armee hatte am Morgen mehrere Straßen in Beirut „aus Sicherheitsgründen“ gesperrt.
Indessen verlief eine Demonstration der Anhänger von der Koalition 14. März (um Saad Hariri, Sunnit, Sohn von Rafiq Al Hariri, Ex Premier) durch die Stadt friedlich, nachdem gestern wütende Anhänger der Opposition versucht hatten, in den Regierungssitz von Premierminister Nadschib Mikati einzudringen.
In Tripoli war es nach nächtlichen Auseinandersetzungen heute morgen ruhig gewesen, gegen Mittag begannen jedoch erneut Gefechte zwischen den Vierteln Dschabl Mohsen und Bab Al Tabanneh, wo sich Anhänger und Gegner des syrischen Regimes um Baschar Al Assad bekämpften. Laut Angaben von Sicherheitskräften sollen bei den Zusammenstößen gestern in Tripoli mindestens drei Menschen ums Leben gekommen sein, 17 Menschen verwundet.